Ich habe angefangen, mit meinem Mountainbike Drops zu üben. Drops sind kleine Erhöhungen, die zu hoch zum Fahren sind. Man muss bewusst “springen”. In meinem Fall erzeugt das massive Panik. Aber ich will es können.
Alles, was wirklich wichtig ist, beginnt mit einem mutigen Gedanken. Das las ich mal in der Süddeutschen Zeitung. Und mir fiel ein, dass ich schon einmal einen Text über Mut geschrieben habe. Und da es die letzte Woche bei mir um Mut ging, hier direkt die Frage der Woche:
Was ist eigentlich Mut? Wozu braucht man ihn? Und: Sind Dinge nur dann bedeutsam, wenn sie Mut erfordern? Oder können bedeutsame Dinge auch ohne Mut passieren?
Gerade fällt mir auf, dass ich dieselbe Argumentationslinie schon letzte Woche verwendet habe - aber sie bietet sich auch hier einfach an.
Zum Satz aus der Süddeutschen Zeitung von oben: Wow. Was für eine Aussage. Wie erhebend. Und was für ein Druck. Da kann man schonmal Angst kriegen. Vor der Verpflichtung. Vor den Konsequenzen, dass etwas misslingen könnte. In meinem Mountainbike-Fall: Vor blutigen Schienbeinen (sieht man auf dem Foto nicht, aber 3 Sekunden später war es soweit) Und: Ob man nun wirklich mutig genug ist, sich etwas vorzunehmen, es anzugehen. Dann kommen leicht Gedanken auf wie...
Ich muss Mut haben, Dinge zu tun. Ohne Mut geht es nicht.
Ein Gedanke wie in Monolith. Was wäre dieser Satz ohne Bewertung? Frei von jeder Zuschreibung? Wie würde er dann klingen? Ein Versuch:
Ich kann (oder will) den nächsten Schritt gehen.
Wie komme ich nun von Müssen zu Wollen? Es ist klar, dass riskante Dinge (die gerne mal den Aspekt des Scheiterns in sich tragen) häufig Mut erfordern, sie manchmal aber nicht besonders schlau oder förderlich sind. Mut heißt immer auch Verpflichtung - die Konsequenzen zu tragen, die eine Entscheidung so mit sich bringt (vier Wochen Pflaster und blaue Flecken,. in meinem Fall). Die Überwindung, eine Art von Commitment. Dann muss aber etwas vor Mut kommen. Denn wenn Mut Überwindung ist, Commitment, Verpflichtung, dann muss davor etwas kommen. Etwas, das Energie verleiht, den Mut zu haben etwas zu tun. Mut heißt also Wollen. Mut ist die Folge von Wollen. Befreiend. Oder? Das eröffnet Möglichkeiten, Freiheit, da wird Energie frei.
Warum wird so auf den Mut abgezielt? Denn vielleicht braucht es keinen Mut (oder sehr viel weniger als man denkt) und nur ausreichend Energie, die aktiviert, nach vorne und in Bewegung bringt. Energie, Motivation, Antrieb – egal, wie man es nennt. Energie entsteht da, wo ich frei und spielerisch entscheiden kann und nicht von der Last eines schweren Satzes oder einer Vorstellung niedergedrückt oder ent-MUT-igt werde.
Also, was könnte denn nun helfen, von der Schwere (Ich muss Mut haben Dinge zu tun) hin zu einer leichteren Variante (Ich kann/will den nächsten Schritt tun) zu kommen? Als Inspiration diese Woche gibts eine kleine Übung.
Inspiration in Schritten
Hilfreich ist, seine Gedanken frei von Bewertungen anzuschauen. Emotionale Zuschreibungen können Dinge schwer machen. Denn in Gedanken sind wir oft 33 Schritte voraus, malen uns Szenarien aus, bauschen Dinge auf, die, neutral und im Rückblick betrachtet, oft gar nicht so schlimm sind. Wie oft denkt man: Warum habe ich mich eigentlich so aufgeregt? War doch gar keine große Sache…Und rückblickend ist der Mut dann oft weniger wichtig als gedacht. Wichtiger war meist das Wollen, die Motivation, etwas zu erreichen
Was also tun? Du kannst probieren, dieses ganze Gedankengerüst zu verkleinern, das Emotionale wegnehmen, mit den Fakten arbeiten und sehen, was passiert. Und vielleicht erkennen, was hindert, was unterstützt, was unnötig ist.
Die 3-Schritte-Methode
Was sind die Fakten? Welche Gedanken (frei von Drama und Garnierung) habe ich? Es schadet nicht, einfach 5 Minuten ungefiltert aufzuschreiben, was durch den Kopf saust.
Was sind meine Emotionen? Was fühle ich zu jedem Gedanken? Und auch hier: hinter jeden in Schritt 1 notierten Gedanken das dazugehörige Gefühl schreiben.
Und dann schauen: Sehe ich Muster? Sind die Gedanken berechtigt? Oder die Gefühle dazu? Wo kommen sie her? Könnte ich vielleicht anders denken oder fühlen? Kann ich davon etwas nutzen, damit mir meine weiteren Schritte leichtfallen?
Es geht darum, etwas Licht in die eigenen Denkmuster zu bekommen und zu schauen, wie Gedanken und Emotionen und vielleicht auch körperliche Reaktionen zusammenhängen. Damit der Zugriff auf den eigenen Mut nicht abstrakt bleibt, diffus und unberechenbar. Sondern die Energie spielerischer fliessen und die ein oder andere Entscheidung etwas leichter fällt.