Inspiration zur Wochenmitte und Gute Frage der Woche
Von einem "Nö", dem ersten Schultag und dem Weg zu Verhandlungen
Letzte Woche war ein großer Tag - eines meiner Patenkinder hatte seinen ersten Schultag. Die Nacht davor war es bereits voller Aufregung, von den Wochen davor, dem Countdown zum großen Tag, gar nicht zu schweigen.
Nachdem wir alle wieder zu Hause waren, die Schokolade aus der Schultüte zur Hälfte vernichtet und weitere Geschenke huldvoll betrachtet wurden, wollte ich wissen, wie es denn so war, in der Schule. Und auf meine Frage, ob es an seinem ersten Tag schon etwas gelernt habe, kam zuerst ein Nicken, dann aber ein herzhaftes “Nö”. Ein sehr befreites “Nö”. Mit einem Augenaufschlag, der mit klarmachte, was ich doch für dämliche Fragen stellte.
Das fand ich sowas von bezaubernd, dass ich beim Gedanken daran immer noch grinsen muss. Die folgenden Tage hatte ich mal wieder Mediationsausbildung. Diesmal zum Thema Verhandeln und Harvard Konzept. Das “Nö” meines Patenkindes fand sich auch da wieder. Aber in anderer Form. In Form von beharrenden Positionen. Nicht im Sinne eines befreiten “Nö”, sondern im Sinne eines Resultats von Verletzungen, Beharrungen, Prinzipien, Verweigerung.
Das bringt mich zur Frage der Woche: Was erlaubt ein freies “Nö”, was ein stures “Nein” verhindert? Was ist der Unterschied zwischen einer Position und einem Interesse? Zu was lädt ein freies, überzeugtes, zu sich stehendes “Nein” ein, was ein beengendes, verletztes, sich wehrendes “Nein” verhindert?
Ein selbstbestimmtes Nein ist ein deutliches Signal einer Grenzziehung. Wenn ich Nein sagen kann, kann ich zu meinen Interessen stehen. Ich kenne meine Motive, ich kann meinen Standpunkt formulieren. Und für alle die, die Angst davor haben, hier ein sehr passendes Zitat - vielleicht stößt es etwas an:
Es gibt keinerlei Verpflichtung, dass Deine Art zu Leben für Andere irgendeinen Sinn ergibt. Scott Tatum
Spaziergang
In seinem TED Talk gibt William Ury, einem der drei Gründer des Harvard Konzeptes, einen Einblick, wie der Weg von einem “Nein” zu einem “Ja” aussehen kann. Und außerdem erklärt er sehr anschaulich seine persönliche Suche nach dem 18. Kamel. Neugierig?