Als Jugendliche hatte ich nie ein Idol. Das Konzept der Anbetung habe ich nie richtig verstanden. Vorbilder funktionierten für mich nicht. Andere pflasterten ihre Wände mit Bravo Starschnitten, ich klebte aus Verlegenheit ein Poster von Anna (wer da mitreden kann, ist so alt wie ich :-)) an die Tür, aber eigentlich gab es mir nichts.
Umso erstaunlicher finde ich es, dass ich in letzter Zeit auf der Suche bin nach Menschen, die mich inspirieren. Ich springe an auf Menschen, die wohlwollend durchs Leben gehen. Neugierig, offen, staunend, spielerisch. Davon will ich mir etwas abschauen.
In diese Phase ploppte letzte Woche ein Zufallsfund in der ARD Mediathek. Titel: Waterwoman. Mannomann, dachte ich, wie reisserisch. Ich habe es mehrere Male weggeklickt, bin dann aber doch in eine Folge reingerutscht. Und hab dann alles gebingt. Die Doku begleitet Anna von Botticher, eine deutsche Apnoetaucherin.
Geflasht war ich sofort von ihrer Haltung dem Leben gegenüber, dem Willen, zu staunen, neugierig zu sein, mit Freude und Offenheit andere Menschen und die Welt kennen zu lernen. Der einprägsamste Satz: “Es ist nie nichts da”. Wie grossartig. Wenn ich mich einlasse, mit voller Präsenz und ohne Wertung und Schubladendenken da bin, kann ich die Welt neu wahrnehmen. Denn: “Es ist immer etwas da.” Und das denke ich ganz ohne irgendwelche Optimierungsgedanken a la “Sieh nur das Gute, auch das Schlechte lehrt Dich etwas, Blabla”….Darum geht es nicht. Es geht ums Da-Sein, Wahrnehmen, Sehen. Wie es ist. In einem Spiegel Interview mit ihr las ich dann den folgenden Satz “Wenn ich weit nach unten kommen will, muss ich jeglichen inneren Widerstand aufgeben”. Wie oft haben wir innere Widerstände, an denen wir uns abarbeiten, die uns den Weg schwer machen, von denen wir uns beeinflussen lassen. Und vor allem: Diese inneren Widerstände haben alles mit uns zu tun und nichts mit der Welt um uns herum. Es geht um unsere innere Wertung und Beurteilung.
Frage der Woche ist doch logisch, oder? Was ist mein innerer Widerstand? Und: Was ist der eine nächste Schritt, um das zu überwinden? Im letzten Newsletter habe ich die Frage gestellt, was passiert, wenn ich nicht in Leistungszielen denke, sondern mich auf den Prozess konzentriere. Das spielt hier auch rein - was ist der eine nächste Schritt, auch wenn ich nicht weiss, was das Ziel ist? Wenn ich zulasse, Dinge zu tun ohne sofort zu wissen, wozu und warum? Spannend.
Einfach mal die Luft anhalten
Die Doku Waterwoman findet Ihr in der ARD Mediathek und das Spiegel Interview hier
Bildquelle: Photo by Sebastian Pena Lambarri on Unsplash